Last und Leichtigkeit

12 Wochen Bloggen und 12 Beiträge liegen nun hinter mir. Last oder Leichtigkeit? Beides. Genau wie ich zur Zeit mein Leben empfinde. Deshalb heute ein „und“-Beitrag.

Das Schreiben zum Thema „Leichtigkeit“ ging mir nicht leicht von der Hand. Ich beobachtete stärkeres Zögern, mehr Überarbeiten, längeres Suchen nach Fotos. Ich frage mich, ob es damit zusammenhängt, dass ich nun ganz allein für das Bloggen verantwortlich bin und kein (Studien-)Leistungsdruck mich dazu freundlich ermuntert, auf den „Veröffentlichen“-Button zu klicken. Die auferlegte wöchentliche Regelmäßigkeit war ein nötiger Druck, um den Text tatsächlich rauszuschicken, loszulassen. Sobald ich nur noch aus eigenem Interesse – und natürlich weiterhin für meine verehrte Leserschaft – schreibe, gerät mein Vorhaben ins Wanken. All die von Cameron beschriebenen Ängste ploppen auf, plötzlich fühlt es sich gleichzeitig ernst und unnütz an: Wen soll es noch interessieren, was ich schreibe? Was muss ich jetzt dafür tun, um meine Leserschaft zu halten? Und schon wird es anstrengend, was sich zwischendurch leicht und beschwingt anfühlte. Plötzlich wird zur Last, was vorher Lust und Freude war.

So sehe ich in meinem Leben zur Zeit den großen, dicken Findling mitten im Weg liegen: Da ist sie, die Hürde, die ja kommen musste! Und prompt laufe ich dagegen, lass mich bremsen, komme nicht weiter. Und übersehe, dass es Wege drumherum gibt, so dass ich mühelos daran vorbeigehen kann!

Verhärtete Schultern, angespannter Kiefer, Kopfschmerzen – all diese körperlichen Beschwerden signalisieren, dass ich etwas schwer trage, etwas auf mir lastet. Auch innerlich kann mich etwas belasten, mir schwer im Magen liegen, mich runterziehen, mir auf dem Herzen liegen. Auch in dieser Verfassung wende ich mich den erleichternden Wirkungen von Focusing zu.

Beim Focusing richte ich meine Aufmerksamkeit auf meine Körpermitte und nehme einfach wahr, was ich dort finde. Der erste Schritt ist, meinen Freiraum zu finden: Wo fühlt es sich heute gut für mich an? An welcher Stelle meines Körpers ist jetzt ein guter Ort für mich? Wo kann ich gut einfach da sein? Mein Focusing-Ausbilder Peter Lincoln hat zu dem Empfinden von Freiraum oft „frischen Wind“ gesagt. Daneben nehme ich auch andere Empfindungen wahr. Egal, was sich dann zeigt, wenn ich es begrüße und annehme, wird es in mir stimmig, ich bin mit mir, meiner Energie, meiner Intuition verbunden. In diesem Kontakt fühle ich mich leicht, das Schwere, mir scheinbar Auferlegte kann ich sein lassen. Und wenn es mir zu nah kommt, mich erdrücken will, nehme ich ein wenig Abstand und gehe zu meinem Freiraum. Wenn ich für einen Moment alles beiseite lege, was mir gerade das Leben schwer macht, kann ich innere Leichtigkeit wahrnehmen. Wie eine Feder langsam zu Boden schwebt, folge ich meinem Atem und genieße den frischen Wind in mir.

Ich lade zu einer Übung ein: Stell dich gleich morgens an das geöffnete Fenster und genieße ein paar tiefe Atemzüge. Folge dem Atem, wie er deine Innenräume füllt. Der erste Atemzug trägt dich in deine Mitte. Der zweite Atemzug bringt dich in Kontakt mit den Menschen, die dir nah und wichtig sind. Der dritte Atemzug weist über dich hinaus und verbindet dich mit dem großen Ganzen. Schließ die Augen und lass nachwirken.

Reflexion: Wie und wo empfindest du die Leichtigkeit körperlich?

Und hier findest Du noch „Drei Wege, wie Schweres leichter geht“ von Kerstin Hack.

11 Kommentare zu „Last und Leichtigkeit

  1. Guten Morgen liebe Christiane,
    das, was du heute beschreibst, kenne ich auch von mir. Ich glaube, das ist es immer, das, unser individuelles „u n d“ und immer wieder auch beides, Leichtigkeit u n d Last und Last u n d Leichtigkeit … Abhängig davon, wie ich gerade darauf schaue, welche „Seite der Medaille“ ich gerade in meinem Fokus habe …
    Für mich geht es immer über das u n d hinein ins Schreiben und daraus heraus in ein d a z w i s c h e n —-
    Danke für die Anregung und Erinnerung an das U n d in mir,
    liebe Grüße,
    Mia

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  2. Liebe Christiane,
    ich habe diese Übung gemacht heute morgen. Das hat schon deshalb gut getan, weil nach den Tagen drückender Schwüle endlich wieder kühle Luft von draußen kam. Ich habe dabei gespürt, wie sich der Brustraum in mir geweitet hat. Luft ist dahin geströmt, wo sie sonst keinen Platz findet, weil man nicht darauf achtet und es oft schnell gehen muß – eben auch mit dem Atem. Dieses Nachspüren, wenn sich das Zwerchfell weitet und sich auch der Raum bis hinten an die Wirbelsäule dehnt ist sehr besonders und gibt Ruhe. Danke für diesen Impuls.
    Mich interessiert es auf jeden Fall, wenn Du weiter schreibst. Umkurve den Findling und schau, was dahinter liegt.
    Fällt da nicht auch eine Last weg, wenn Du nicht mehr schreiben musst, um die Prüfungsleistung zu erfüllen? Sondern einfach schreiben darfst, weil Dir das Thema am Herzen liegt und Deine Leser neugierig sind und Dir gern folgen?

    Liebe Grüße
    Anne

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    1. Liebe Anne,
      danke, dass Du Deine Erfahrung mit der Übung teilst! Du beschreibst das sehr schön.
      Ich freue mich auch, Dich weiterhin als Leserin zu wissen. Das motiviert mich auch. Ich brauche Kontakt und Austausch um die Energie zu fühlen.
      LG
      Christiane

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  3. Liebe Christiane,
    klingt ganz schön paradox für mich, was du da schreibst: dass die Leichtigkeit weg ist weil quasi der Druck fehlt. Bei mir ist das – meistens – anders herum. Ich hoffe, du hast frischen Wind in dir gefunden. Ich mach mich auch mal auf die Suche, denn beim Räumen meiner Wohnung blockiere ich mich gerade selbst.
    LG aus Erfurt, Amy

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    1. Liebe Amy,
      danke für Deinen Kommentar.
      Ja, ich empfinde es auch paradox. Anscheinend hilft mir ein vorgegebener Rahmen bei der Kreativität. Den „muss“ oder besser: kann ich mir nun selbst schaffen. Das ist Teil meines Weges, ahne ich.
      Was hilft Dir beim Räumen? Kleine, regelmäßige Einheiten?
      Ich wünsch Dir Durchblick!
      LG
      Christiane

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  4. Liebe Christiane,
    das scheinbar Leichte kann schnell einmal schwer werden und das Schwere ganz plötzlich leicht. Ist das nicht seltsam?
    Du hast mich mit Deinem „nach innen hören“ sehr angeregt und ich folge Deinem Blog gern auch ohne „Pflicht“. Das mit dem Focusing werde ich in meinen Alltag einbauen und gleich morgen die Übung vor dem Fenster machen.
    LG Gabriele

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    1. Liebe Gabriele,
      danke, dass Du mir treu bist 🙂
      Wie war die Übung am offenen Fenster? Ich war am Wochenende unterwegs und hatte dort so ein schönes Fenster zum Garten, dass ich mich dort auch zwei Mal genussvoll in den Tag geatmet habe.
      LG
      Christiane

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  5. Liebe Christiane,
    das macht schon Sinn, Zeitdruck/ Druck von außen helfen uns bei beidem, beim Anfangen und beim Loslassen…
    Ohne das stehen wir plötzlich allein da und können unserer IKS oder unserer IP keine externe „Entschuldigung“ mehr entgegensetzen. Um so wichtiger ist es, dass wir unsere innere Freundin auf den Plan holen und sie immer wieder stärken, denn sie weist die beiden in die Schranken und sagt uns freundlich: „Lass jetzt los, es ist gut so, wie es ist. Du kannst dir jetzt einen Kaffee gönnen oder ein Eis oder gleich beides…“
    🙂
    lg. mo…

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    1. Liebe Mo,
      danke! Die innere Freundin gefällt mir besonders gut 🙂
      Das mit dem Gönnen klappt bei mir nicht so. Ich funktioniere nicht so gut über Belohnung, sondern vor allem über Wahrnehmung und Feedback. Und das habe ich von Dir/Euch bekommen!
      Liebe Grüße
      Christiane

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